
Der Aufruf zur Blogparade “Fokus bitte! Meine besten Tipps für mehr Konzentration.” von Sabine Landua hat mich inspiriert der Frage nachzugehen, was Kinder im Grundschulalter bereits über Konzentration wissen und welche Strategien sie schon kennen und anwenden. Denn Kinder hören diesen Satz oft: „Jetzt konzentrier dich doch endlich mal!“ Aber was bedeutet das eigentlich für ein Kind? Und wie können sie selbst mit Konzentrationsproblemen besser umgehen?
Konzentration – Was bedeutet das für Grundschulkinder?
Für Grundschulkinder ist Konzentration ein noch relativ abstrakter Begriff. Oft wird sie mit „still sitzen“, „ruhig sein“ oder „aufpassen“ gleichgesetzt. Doch Konzentration ist viel mehr als das! Es bedeutet, die Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten, sich auf eine Aufgabe zu fokussieren und und jegliche Ablenkung auszublenden.
Im lerntherapeutischen Alltag wird sehr oft der Wunsch an uns herangetragen, an der Konzentrationsfähigkeit des Kindes zu arbeiten, da dies in der Schule und/oder zu Hause eine große Schwierigkeit darstellt. Dabei gibt es kein Allheilmittel, dass allen Kindern hilft, sich plötzlich gut und ausdauernd zu konzentrieren. Vielmehr ist es wichtig genau zu ermitteln, woher die Konzentrationsprobleme kommen. Liegt es am Stress, einer Über- oder Unterforderung, gibt es emotionale Blockaden oder hat es ganz andere Ursachen. So schauen wir sehr individuell und beziehen das gesamte Umfeld des Kindes mit ein, um gemeinsam an einer nachhaltigen und wirksamen Lösung zu kommen.
In den letzten Wochen habe ich alle Grundschulkinder in meiner Praxis gefragt, was für sie Konzentration ist, was sie beim Konzentrieren stört und welche persönlichen Helfer sie für sich schon gefunden haben. Dies waren sehr spannende Gespräche, die deutlich machten, dass das Wissen über Konzentration sehr unterschiedlich ist. Eins einte aber alle Kinder, den Satz “Jetzt konzentrier dich doch mal” haben sie alle schon gehört. So haben die Kinder ihr Wissen in einem Blatt für sich festgehalten. Einige Kinder haben mir erlaubt, ihre ganz persönliche Übersicht hier zu teilen:
Sabine Landua hat einen sehr lesenswerten Blogartikel zum Unterschied zwischen Aufmerksamkeit und Konzentration geschrieben.
Meine Helfer – die persönlichen Tipps der Kids
Einige Kids haben schon sehr klar ihre persönlichen Helfer gefunden und nutzen diese in der Lerntherapie oder im Alltag.
Ihre Tipps sind:
- Stuhlbänder: sie helfen, dass die Beine in Bewegung bleiben dürfen
- noise cancelling Kopfhörer: es gib sie als in-ear oder over-ear Kopfhörer und unterdrücken Umgebungsgeräusche
- Wackelkissen: sie helfen dabei auf dem Stuhl in Bewegung zu sein ohne die Gefahr mit dem Stuhl umzukippen
- Brummkissen (bei uns Kuh Kissen): entspannt und beruhigt
- Arbeiten am Stehlpult ist oft viel besser als im Sitzen
- Pausen machen!
- zwischen den Aufgaben kurz aufstehen oder eine Runde rennen
- etwas trinken
Medikamente als Unterstützung?
Ich möchte im Rahmen diese Blogartikels nicht auf die Frage und Diskussion um den Nutzen medikamentöser Unterstützung bei ADS/ADHS eingehen. Aber in den Gesprächen mit den Kindern habe ich eine sehr interessante Beobachtung gemacht, die ich an dieser Stelle teilen möchte. Einige Kids haben eine ADS/ADHS Diagnose und erhalten Medikamente um sich besser konzentrieren zu können. Bei ihren individuellen Helfern hat kein Kind diese als Hilfe benannt, ob wir zu anderen Zeitpunkten in der Lerntherapie diese schon einmal thematisiert haben. Diese Beobachtung hat mich sehr nachdenklich gestimmt.
Konzentration ist ein Lernprozess
Konzentration ist keine angeborene Fähigkeit, sondern ein Prozess, den Kinder nach und nach erlernen. Mit der richtigen Unterstützung, praktischen Übungen und viel Geduld können Grundschulkinder lernen, ihre Aufmerksamkeit besser zu steuern und mit Konzentrationsproblemen umzugehen.
Und wer weiß? Vielleicht wird der Satz „Jetzt konzentrier dich doch endlich mal!“ bald durch ein begeistertes „Wow, du hast dich so toll konzentriert!“ ersetzt.
Ich danke Sabine Landua für diese spannende Blogparade. Sie hat mir noch einmal verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass wir mit den Kindern offen ins Gespräch gehen und Begriffe wie Konzentration kindgerecht erklären. Viel zu oft gehen wir fälschlicherweise davon aus, dass ihnen klar ist, was dies bedeutet. Ich freue mich schon darauf, die vielen anderen Blogartikel zu lesen, die im Rahmen dieser Blogparade enstanden sind.
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