Ein gehäkelter Engel neben einem Wichtel

Jahresrückblick 2025: Aufgeben kannst du knicken – meine Lichtblicke!

Ein Jahr voller Hürden, Höhen und Tiefen liegt hinter mir. Immer wieder hatte ich das Gefühl, nichts schaffen zu können. Es war geprägt mit Gefühlen der Hilflosigkeit und Ohnmacht. So dachte ich erst, ein Jahresrückblick 2025 lohnt sich nicht. Aber Judith Peters besondere und positive Art hat mich motiviert mal genauer hinzuschauen.

Lange habe ich überlegt, wie persönlich ich hier schreiben möchte und mich entschieden, dass gerade diese persönliche Entwicklung mein Jahr geprägt hat. Mein Jahresrückblog 2025 trägt daher auch mein Jahresmotto im Titel: Aufgeben kannst du knicken! Dieses Motto ist beim Schreiben meines ersten Jahresrückblicks 2024 entstanden und hat mich durch das Jahr getragen.

Meine Themen und Highlights in 2025

Ein persönlicher Blick auf Veränderungen

Das Jahr 2025 war für mich ein Jahr mit vielen Herausforderungen und Hürden. Bereits letztes Jahr hatte ich mich bewusst entschieden, offen mit meiner Erkrankung ME/CFS umzugehen. Ich wollte sie sichtbar machen und darüber aufklären. Nicht umsonst heißt sie die unsichtbare Krankheit oder es wird davon gesprochen, dass betroffene Menschen verschwinden. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich nicht bett- oder hausgebunden bin und verglichen mit vielen anderen Erkrankten noch viel machen kann.

Dennoch ist es rückblickend auf die letzten zwölf Monate schwer, nicht zu spüren, wie sehr meine Erkrankung meine Sicht auf das Leben geprägt hat. Diese Erkrankung ist weit mehr als nur eine körperliche Beeinträchtigung; sie hat meine gesamte Lebensweise und -qualität beeinflusst und mich dazu gebracht, meine Prioritäten neu zu setzen. Die Realität mit ME/CFS ist eine ständige Auseinandersetzung mit Schmerzen und Erschöpfung, die oft über das Maß hinausgeht, was andere Menschen als „müde“ empfinden.

Nicht alle teilten meinen Weg der Offenheit. Immer wieder habe ich zu hören bekommen, ob ich nicht Sorge hätte, dass sich Menschen gegen eine Mitarbeit mit mir entscheiden, weil ich meine Erkrankung öffentlich mache. Meine Antwort ist ganz klar – nein. Wer sich aus diesem Grund gegen eine Arbeit mit mir entscheidet, hat sich genau richtig entschieden. Dann passen wir nicht zusammen und es ist gut, dies frühzeitig zu erkennen.

Energie wurde zu einer kostbaren Ressource, über die ich bewusst verfügen musste. Viele Dinge, die früher selbstverständlich waren, waren plötzlich nicht mehr möglich. Für mich bedeutet, dass Alltägliches – sei es das Einkaufen, ein Besuch bei Freunden oder sogar das Kochen – zu einem unüberwindbaren Berg wurden. Das Akzeptieren und Loslassen fiel mir extrem schwer. Ich plante bewusst Ruhephasen ein und achtete sehr auf Pacing. Ich habe gelernt, auf meinen Körper zu hören, Pausen einzulegen und mir Unterstützung zu holen. Hilfe annehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke! Besonders berührt hat mich die Solidarität und das Verständnis in meinem persönlichen und beruflichen Umfeld – auch wenn nicht immer alles leicht war.

Im Frühjahr habe ich einen Rollator bekommen. Das war für mich erst ein absolutes no-go, es konnte und durfte nicht sein, dass ich mit Mitte 40 darauf angewiesen bin. Er stand einige Zeit rum, bevor ich annehmen konnte, dass er mir eine große Hilfe und Erleichterung ist. Zu Anfang habe ich ihn immer “das doofe Ding” genannt. Während unseren Urlaubs auf Lanzarote erhielt er dann den Namen Hildegard. Es klingt doch gleich viel besser wenn ich sage “Ich gehe mit Hildegard eine kurze Runde spazieren”. Jetzt ist Hildegard tatsächlich eine treue Begleiterin und ich bin unendlich dankbar mehr Sicherheit draußen zu haben. Wenn die Kraft in meinen Beinen nachlässt oder der Schwindel zu groß wird muss ich keine Bank suchen, sondern kann mich festhalten und hinsetzen.

Lange habe ich damit gehadert, was ich alles nicht mehr machen kann, was nicht mehr geht – Sport, “normal” arbeiten, Ausflüge machen, Menschen treffen, durch die Stadt bummeln, ins Kino gehen…die Liste ist enorm lang. Eine Challange von Judith Perters hat mir geholfen, meinen Blick zu verändern. Weg von dem was nicht geht hin zu dem was möglich ist und was mir gut tut. So habe ich meine erste to-want-Liste geschrieben. Nicht alles – aber sehr viel – konnte ich bis heute tatsächlich erledigen. Besonders gut hat mir bewusst den Blick auf die vielen kleinen positiven Dinge des Alltags lenken und mir jeden Tag etwas besonders schönes raussuchen, für das ich dankbar bin.

Der Austausch in meiner Selbsthilfe- und Reha-Gruppe über Herausforderungen und Lösungsansätze hat sich für mich als enorm wertvoll erwiesen und hilft mir sehr mit der Krankheit umzugehen. Nichts erklären zu müssen, sondern verstanden zu werden ist unglaublich wertvoll und erleichternd.

zwei Medikamentengläser gefüllt mit Tabletten
Meine Hoffnung: zwei off Label Medikamente

Wenn ich auf das kommende Jahr blicke, gibt es gemischte Gefühle. Einerseits habe ich Angst vor den weiteren potenziellen Herausforderungen, die da noch kommen könnten. Andererseits bin ich neugierig darauf, was ich noch lernen kann – über mich selbst, über das Leben und über die Menschen um mich herum. Ich bin zuversichtlich, dass ich weiterhin Wege finde, mit dieser Erkrankung zu leben und vielleicht sogar anderen Mut machen kann, die ähnliche Kämpfe durchleben. Eine große Hoffnung setze ich in die beiden Medikamente, die ich gerade nehme.

Neuer Fokus: Supervision

In diesem Jahr hat sich mein beruflicher Fokus durch meine Erkrankung verschoben. Während ich zuvor vor allem auf die Lerntherapie und die individuelle Unterstützung meiner Klienten in diesem Bereich konzentriert war, musste ich feststellen, dass meine Prioritäten neu gesetzt werden mussten. Die mir zur Verfügung stehende Energie musste ich anders verteilen und einsetzen. Im Mai 2024 hatte ich bereits meine Ausbildung zur Systemischen Supervisorin abgeschlossen. Daher lag es für mich nahe, meinen Fokus von der Lerntherapie zur Supervision zu legen, ohne die lerntherapeutische Arbeit – die mir immer noch ein Herzensthema ist – aufzugeben. Diese neue Aufgabe gibt mir das Gefühl, weiterhin wirksam zu sein, selbst wenn mein Aktionsradius kleiner geworden ist.

Laptop mit dem Bild

Zu Beginn des Jahres habe ich vor allem daran gearbeitet, meine Haltung und Rolle als Supervisorin zu finden. In der Ausbildung hatte ich viele wertvolle Methoden und Tools kennengelernt, aber meine eigene persönliche Art dies umzusetzen hat sich im Laufe dieses Jahres herauskristallisiert und weiter gefestigt. So dachte ich noch am Jahresbeginn, dass ich “nur” Supervision für Lerntherapeuten anbieten möchte, da ich mich in diesem Bereich auskenne und wohlfühle. Jetzt am Ende des Jahres ist mir klar: um eine gute supervisorische Begleitung eines Prozesses zu ermöglichen, muss ich fachlich nichts wissen. Manchmal schärft es den neutralen Blick mehr, wenn ich fachfremd bin. So steht nun für mich fest: Supervision biete ich allen an – egal welcher Berufsrichtung – die das Gefühl haben, dass ich die richtige Begleitung für sie bin.

Diese Arbeit als Supervisorin gibt mir das Gefühl, einen wichtigen Beitrag zu leisten – gerade in einer Zeit, in der ich selbst achtsam mit meiner Gesundheit umgehen muss. Insgesamt hat die Supervision meinen Blick auf meine Arbeit und meine Rolle darin nachhaltig bereichert.

Laptop offen mit dem Bild (Themenspeicher

So durfte ich 2025 viele Menschen begleiten. Insgesamt waren es unglaubliche

  • 12 Einzelsupervisionen
  • 4 Leitungssupervisionen
  • 2 Gruppensupervisionen im Lerntherapeuten Netzwerk
  • 26 Gruppensupervisionen

Um mich und meine Arbeit zu reflektieren und weiterzuentwickeln habe ich im Dezember eine Umfrage zur Zufriedenheit und Qualitätsentwicklung durchgeführt. Ich habe ganz viele wertvolle Rückmeldungen erhalten. Besonders gefreut hat mich:

1 nein, auf keinen Fall – 5 ja, auf jeden Fall

In den kommenden Monaten möchte ich diesen Weg weiterverfolgen und stets darauf achten, die Balance zwischen Selbstfürsorge und professioneller Verantwortung zu wahren.

Lesen ist Selfcare

In diesem Jahr habe ich die unglaubliche Zahl von 91 Büchern gelesen, und jeder einzelne Titel hat mir auf seine Weise etwas Wertvolles gegeben. Lesen ist für mich weit mehr als nur ein Zeitvertreib; es ist eine Form der Selbstpflege, die mir ermöglicht, in fremde Welten einzutauchen, neue Perspektiven zu entdecken und mich mit meinen eigenen Gedanken und Gefühlen auseinanderzusetzen. Da mein Radius sehr geschrumpft ist und ich viel liegen muss bin ich unendlich dankbar, dass Lesen für mich wieder eine Ressource ist.

Jedes Buch war ein kleiner Rückzugsort, ein Raum zum Abtauchen und Träumen. Ob ich nun spannende Abenteuer, bewegende Geschichten oder das ein oder andere Sachbuch (nicht in der Liste mitgerechnet) gelesen habe – sie haben mir geholfen, mein Jahr zu bereichern. Durch das Lesen fand ich nicht nur Erholung, sondern auch Inspiration, die in vielen Lebensbereichen nachhallt.

Zusammenfassend kann ich sagen: “Lesen stärkt die Seele” (Voltaire) und ist für mich eine unverzichtbare Form der Selbstfürsorge. Ich freue mich bereits auf die nächsten Abenteuer, die mich auch im kommenden Jahr erwarten werden!

Meine Lese-Highlights waren u.a. diese Bücher:

reading log 2025
Bücher auf Regalen
91 ausgemalt nachdem sie gelesen wurden
mein reading log 2025

Ich liebe es ein Buch auf meinem reading log einzutragen und auszumalen, sobald ich es fertig gelesen habe. Die Vorlage habe ich von Janssen Bradschaw, die für 2026 ist auch bereits ausgedruckt und bereit, gefüllt zu werden.

Mehr Meer

Das Meer ist für mich ein absoluter Sehnsuchtsort. Dieses Jahr durfte ich gleich zweimal ans Meer reisen. Im Sommer waren mein Mann und ich auf Lanzarote – eine wundervolle Insel. Es war meine erste Reise mit Rollator, aber dank der tollen Vorbereitung hatte ich an jedem Flughafen einen Rollstuhlservice. Das hat die An- und Abreise sehr erleichtert und entspannt.

Vor Ort habe ich sehr wenig gemacht, aber das tolle Klima, das Meer und die frische Luft genossen. Trotz aller guter Vorbereitung und auch striktem Pacing im Urlaub bin ich mit weniger Energie rausgegangen. Daran hatte ich emotional lange zu knabbern. Es ist so extrem frustrierend, dass einem bei dieser Krankheit alles Energie raubt – egal ob schön oder anstrengend.

Palmen im Vordergrund, dazwischen sieht man das Meer
Blick vom Hotelbalkon

Nach dem Energieverlust im Sommer war ich sehr skeptisch, noch einmal Urlaub zu machen. Zum Glück hat mich mein Mann überredet und so ging es im Herbst an die Ostsee. Wir hatten ein kleines Chalet mit kurzem Fußweg zum Strand. Dort habe ich an der Promenade viel gesessen, gelesen, den Blick auf das Meer und die gute Luft genossen.

Kleine Veränderung – große Wirkung

Kleinigkeiten machen manchmal so viel aus. Ich hatte schon länger überlegt den Eingangsbereich der Praxis neu zu gestalten. Es hatte aber gedauert, bis ich die passenden Bilder gefunden habe.

Zuerst hatte im November der Spiegel im Badezimmer ein kleines “Update” erhalten. Da die Kinder immer zuerst Hände waschen gehen, war es ein absoluter Hingucker und viele sind mit einem Strahlen aus dem Badezimmer wieder rausgekommen.

Spiegel oben links ein Aufkleber mit smile untern rechts ein Aufkleber mit
Badezimmerspiegel

Kurz danach hängen auch die neuen Bilder und sind wunderschön geworden. Sie waren direkt ein toller Anreiz, mit den Kindern ins Gespräch darüber zu kommen.
Zusätzlich zu den Bildern haben wir im kleinen Therapieraum Akustikpanele angebracht, um den Schall zu reduzieren. Sie haben auf jeden Fall den Hall im Raum reduziert.
Ich freue mich über diese kleinen Veränderungen. Sie ist genau so toll geworden, wie ich es mir vorgestellt habe.

Weitere schöne und besondere Momente in 2025

Mein 2025-Fazit

Worauf bin ich 2025 stolz?

Ich bin sehr stolz, dieses Jahr so gut geschafft zu haben, ohne den Mut und die Zuversicht zu verlieren. Wenn ich hier die Bilder anschaue, war insgesamt doch viel mehr möglich, als ich zuerst gedacht habe.

Wofür bin ich 2025 besonders dankbar?

Ich bin besonders dankbar für die tollen Menschen in meinem Leben, die 2025 für mich da waren. Egal wie steinig der Weg war, wie hoch die Hürden, ich konnte mich immer auf euch verlassen. Das ist nicht selbstverständlich und ich bin euch unendlich dankbar für eure Hilfe, Liebe, Geduld und Zuversicht.

Mann und Frau lachen in die Kamera dahinter Strand
mein Mann und ich im Herbst an der Ostsee

Vor allem ohne die großartige Unterstützung und Hilfe meines Mannes hätte ich all das in diesem Jahr nicht schaffen können. Ich kann gar nicht in Worte fassen wie unendlich dankbar ich bin!

Mein 2025 in Zahlen

  • 3336 Klicks auf die Homepage (43 in 2024, allerdings erst ab Oktober gezählt ;))
  • 14 Blogbeiträge geschrieben (9 in 2024)
  • der Blogbeitrag “Zeugnisse stehen an” war mit 429 der mit den häufigsten Klicks (mit 30 Klicks war Häufigste der Jahresrückblick in 2024)
  • den 1. Gastbeitrag über Systemische Autismustherapie von Andrea Philipp-Vetter auf meiner Homepage veröffentlicht
  • 91 Bücher gelesen (73 in 2024)
  • an einer Blog Parade von Sabine Landua “Fokus bitte” teilgenommen

Mein Ausblick auf 2026

So kannst du 2026 mit mir zusammenarbeiten

Ich will 2026 gerne mehrere Gastartikel zum Thema ME-CFS schreiben. Wenn du einen thematisch passenden Blog hast und auf der Suche nach Gastautoren bist: Melde dich bei mir unter info@lerntherapiegerbatsch.de. Ich bin auch offen für Gastbeiträge zu anderen Themen.

Du suchst eine Supervisorin, die dich individuell begleitet? Melde dich gerne und wir schauen, ob ich die Richtige für dich bin.

Du würdest lieber an einer Gruppensupervision für Lerntherapeuten teilnehmen? 2026 plane ich eine neue Gruppe. Schreib mir gerne unter supervision@lerntherapiegerbatsch.de

Meine Ziele für 2026

Ziele habe ich für mich keine formuliert. Ich schaue, was das Jahr mir bringt und was ich kann. Ich möchte mich mehr auf meine to wants konzentrieren und mich nicht von Zielen unter Druck setzen lassen.

Dafür habe ich aber ein besonderes Motto für 2026: Ich gehe meinen Weg – langsam, echt genug!

Ich blicke mit Neugier und Hoffnung auf das nächste Jahr, bereit, die Herausforderungen anzunehmen und weiterhin zu wachsen.